06
steigender Unsicherheit den Schul
terschluss. An vielen Stellen sind
wir mit unübersichtlichen Märkten
konfrontiert und wünschen uns
Orientierung. Wir sehen traditionelle
Geschäftsmodelle verschwinden
und Digitalfirmen wie Google mit
dem Google Car oder Apple mit dem
neuen Musikdienst »Apple Music« in
bisher fremde Märkte vordringen.
Sichere Geschäftsprognosen und
langfristige Strategien scheinen
in solch einer Welt ausgedient zu
haben; stattdessen ist in vielen
Branchen »Fahren auf Sicht« angesagt.
Wie diese Welt tickt, zeigt eine
Abkürzung, die neuerdings zum
Standardvokabular von Managern
gehört: »VUCA«. Sie steht für
Volatilität, Unsicherheit, Komple
xität (Complexity) und Ambiguität
und beschreibt eine Art grundle
gender Unübersichtlichkeit, die uns
manchmal Angst macht, oft aber
auch zu innovativen Lösungen führt.
Ein Beispiel, wie man der VUCA-Welt
gemeinsam ein Schnippchen schlägt,
sind neuartige Finanzservices wie
»Wikifolio«
(wikifolio.com)oder die
Social-Investing-Plattform »eToro«
(etoro.com).Wer hier mitmacht, ist
nicht länger allein mit seinem Risiko,
sondern kann in der Orientierung
an der Crowd Sicherheit gewinnen:
Die erfolgreichen Anlagestrategien
der anderen lassen sich nicht nur
beobachten, sondern auch gleich
kopieren. Die Welt fühlt sich damit
gleich ein Stück transparenter und
beherrschbarer an.
3
Gemeinsam sind wir oft
schlauer – und müssen es auch sein.
Denn nicht zuletzt der Innovations
druck sorgt in vielen Branchen dafür,
dass wir uns zu neuen Netzwerken
zusammenschließen. Technologische
Vernetzung ist dafür oft notwendig,
aber nicht ausreichend. Auch auf der
Ebene der Zusammenarbeit benöti
gen wir neue Ansätze. Dazu gehören
Offenheit und Transparenz, aber
Zukunftskompetenz:
Die Fähigkeit zur
Zusammenarbeit
entscheidet über
den Erfolg.
KIRSTEN BRÜHL
arbeitet als Zukunftsfor
scherin für das Zukunftsinstitut Frankfurt/
München/Wien sowie als Business-Coach und
Beraterin in eigener Praxis. Beim Zukunftsinstitut
ist im Januar 2015 ihre Trendstudie »Die neue
Wir-Kultur: Wie Gemeinschaft zum treibenden
Faktor einer künftigen Wirtschaft wird« erschienen.
M Ä R K T E & T R E N D S
FIRMEN KOOPERIEREN
MIT WETTBEWERBERN,
Zulieferer vernetzen sich mit-
einander und Konsumenten
schließen sich in Tausch- und
Kauf kreisen zusammen.
Andere beteiligen sich in der
»Crowd« an der Finanzierung
und Entwicklung neuer Pro-
dukte und Dienstleistungen.
Sie fördern bei Companisto inno
vative Start-ups, investieren
bei Bettervest in nachhaltige
Energieprojekte oder leihen
anderen über Plattformen wie
Auxmoney oder Lendico Geld.
in Blick auf die Wirtschaft im Jahr
2015 zeigt, dass wir vielerorts
nach neuen Spielregeln spielen.
Nicht nur im Privaten, sondern
auch im Business. Überall tauchen
scheinbar aus dem Nichts neuartige
Zusammenschlüsse, Kooperationen
und innovative Netzwerke auf.
Kooperation und Austausch scheinen
sich zur Währung für eine neue Art
des Wirtschaftens zu entwickeln.
Für ein Wirtschaften, in dem ver
netztes Handeln an Wert gewinnt
und das Wort »Wir« eine neue
Bedeutung erhält. Dafür gibt es
drei gute Gründe:
1
Miteinander in Kontakt zu
sein ist so einfach wie noch nie.
Ob am Rechner, per Tablet, Smart
phone oder über das »Internet der
Dinge« – also vernetzte Geräte in
Auto, Wohnung und am Arbeits
platz – wir sind immer »on«. Hohe
Bandbreiten ermöglichen Streaming,
unkomplizierte Videokonferenzen
und den schnellen Datenabgleich,
immer und jederzeit. Integrierte
IT-Lösungen erlauben Feedbacks von
Kunden und Partnern in Echtzeit.
Schnell, günstig und unkompliziert
können wir uns zusammenschließen.
Kurzum: Noch nie war die Infrastruk
tur für die Vernetzung untereinander
so gut wie heute. Die Technologie
macht vieles effizienter – und ist
gleichzeitig Türöffner für neue
Formen der Zusammenarbeit.
2
Gleichzeitig erleben wir
die Außenwelt als zunehmend
komplex – und suchen angesichts